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Amtseinführung Direktorin des Amtsgerichts Tittel

Amtsgericht unter neuer Leitung - „Jugendrichterin aus Leidenschaft“

Richterin Inken Tittel ist die neue Leiterin des Amtsgerichts Osterholz-Scharmbeck; sie ist dort seit 1997 tätig. Zu ihrer Amtseinführung plädierte die bisherige Vize-Direktorin jetzt für eine dienende Justiz

Fototermin am Richtertisch: Inken Tittel hat jetzt die Leitung des Amtsgerichts Osterholz-Scharmbeck übernommen. (Christian Kosak)

Eine eher persönliche Note trug jetzt die Feierstunde zur offiziellen Einführung von Inken Tittel in ihr Amt als neue Direktorin des Amtsgerichts Osterholz-Scharmbeck. Zum Einen moderierte ihre langjährige Weggefährtin, Familienrichterin Margarete Wollstadt, den Empfang. Zum anderen waren da die kleinen Gesten. So brachte der ehemalige Strafrichter am Amtsgericht, Rolf Pöhlmann, seiner Kollegin Johanniskraut mit. „Das ist zur Beruhigung“, sagte der Strafrichter a.D. zur Direktorin. Pöhlmann verwies dabei auf die Aufgaben und Herausforderungen des Amtes. Unterdessen kümmerte sich Tittels einstiger Klassenkamerad Klaus Frech am E-Piano um die musikalische Gestaltung.

Eingeladen in das benachbarte Scheunencafé an der Ortsstraße waren Juristen aus verschiedenen Bereichen, aktuelle und ehemalige Mitarbeiter des Amtsgerichts, Vertreter von Behörden wie Landkreis und Polizei, Angehörige öffentlicher Einrichtungen wie etwa vom Diakonischen Werk sowie weitere, der neuen Direktorin nahestehende Menschen. Der Präsident des Landgerichts Verden, Gerhard Otto, bezeichnete es in seiner Ansprache als „schlaue Entscheidung“ der Eltern der Juristin, von Flensburg nach Worpswede zu ziehen. Dort wuchs Inken Tittel auf, machte 1983 ihr Abitur am Gymnasium in Lilienthal.

Engagement und Interesse an den Menschen kennzeichneten die neue Amtsinhaberin, so Otto. Sie habe sich aber nicht nur um juristische Angelegenheiten gekümmert, sondern etwa auch um die Gebäude des Gerichts. „Diese Gebäude sind auf einem guten Niveau. Es ist schön, hier rein zu kommen“, lobte der Präsident den Zustand der Häuser.

„Jura hat noch nie geschadet“

Inken Tittel studierte nach dem Abitur Rechtswissenschaft – zunächst an die Universität Bayreuth, ab 1985 an der Universität Münster. Dort legte sie im Oktober 1988 ihr Erstes Staatsexamen ab. Sie habe eigentlich Tiermedizin studieren wollen, erzählt sie, aber das sei am Numerus Clausus gescheitert. „Dann gab mir mein Vater den Rat, ,Mach doch Jura. Das hat noch nie geschadet!'", ließ sie die Zuhörer im Scheunencafé wissen.

Im November folgte das Zweite Staatsexamen. 1992 trat Tittel in den niedersächsischen Justizdienst beim Oberlandesgericht Celle ein. Nach Stationen bei der Staatsanwaltschaft Verden, beim Landgericht Verden, bei den Amtsgerichten Syke und Achim erhielt sie 1997 am Amtsgericht Osterholz-Scharmbeck ihre erste Planstelle als Richterin. Schon im Juli 2005 wurde sie zur stellvertretenden Direktorin. Seit 2009 ist die Juristin als Jugendrichterin und Vorsitzende des Jugendschöffengerichts tätig.

Darauf bezogen sagte Otto, Tittel sei „eine Jugendrichterin aus Leidenschaft“. Weiter betonte der Landgerichtspräsident: „Sie arbeiten unkonventionell, sind ein kommunikativer Typ und empathisch.“ Dabei gehe es ihr stets darum, dem Menschen gerecht zu werden. Nach Ottos Worten bringt Tittel damit all das mit, was eine Direktorin überhaupt ausmache.

Ein Grußwort gab es auch von Marcus Röske, Oberstaatsanwalt und stellvertretender Behördenleiter der Staatsanwaltschaft Verden. Er verwies darauf, dass die Verfahren am Amtsgericht im Bremer Umland „etwas komplizierter“ seien. „Die Großstadtnähe prägt die Verfahren. Sie sind herausfordernd“, so Röske. Besonders lobte er die Polizisten als „engagierte Ermittler“ sowie die gute Kommunikation zwischen Amtsgericht und Polizei. Er selbst freue sich auf die Zusammenarbeit mit der neuen Direktorin und wünschte ihr eine glückliche Hand.

Daran knüpfte Erste Kreisrätin Heike Schumacher an. Sie baue selbst weiter auf „eine vertrauensvolle Zusammenarbeit“. Die sei schon in der Vergangenheit positiv gewesen, so Schumacher: „Sie haben sich mit all Ihrer Erfahrung in viele Bereiche eingebracht. Als Jugendrichterin geben Sie keinen Jugendlichen verloren.“ Darüber hinaus ist es nach den Worten der Ersten Kreisrätin auch dringend an der Zeit, dass Frauen an die Spitze des Amtsgerichtes kommen. Als Geschenk des Landkreises gab es ein Torfkahn-Modell für Inken Tittel.

Die Vertreterinnen des Osterholz-Scharmbecker Anwaltvereins, Petra Babucke und Rabea Schuchardt, würdigten die aus ihrer Sicht kurzen Wege in der Zusammenarbeit zwischen Anwälten und Richtern. „Wir wissen das zu schätzen. Lassen Sie uns zielorientiert arbeiten“, sagte Schuchardt zu Tittel.

Die ehemalige Vorsitzende des Personalrats, Monika Behrens, sagte, sie begrüße es, dass Inken Tittel schon in ihrer Stellvertreter-Funktion für Barrierefreiheit und Sicherheit sowie den Justizservice gesorgt habe. Stefan Koch, ehemaliger Direktor des Amtsgerichts und jetzt stellvertretender Präsident des Landgerichtes Verden, blickte auf die zweieinhalbjährige Zusammenarbeit als ein Erfolgsmodell zurück. Obwohl er selbst nicht mehr da sei, sei sein Eindruck: „Das läuft hier ganz prima. Du bist die beste Wahl“, wandte sich Koch an seine Nachfolgerin.

Abschließend gab Tittel Einblick in ihre Vorstellungen und in ihr Verständnis von Gericht und Justiz. „Wir sehen uns als Serviceunternehmen. Wir haben unter anderem eine florierende Mediationsabteilung, die erfolgreich arbeitet.“ Hinsichtlich des Umgangs miteinander sei ihr wichtig, zusammenzuarbeiten, einander wertzuschätzen und zu unterstützen sowie ehrlich miteinander umzugehen. Auf die Fahnen geschrieben hat sich die verheiratete Mutter zweier erwachsener Töchter eine gute Kooperation mit anderen Behörden: „Wir bleiben da am Ball“, versicherte sie.

Zeitungsartikel vom 02.09.2019

Fototermin am Richtertisch: Inken Tittel hat jetzt die Leitung des Amtsgerichts Osterholz-Scharmbeck übernommen. (Christian Kosak)

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